Wo entsteht die Strategie?

Eigentlich mag ich kein Taylorismus-Bashing, zu oft wird mir da polemisiert. Trotzdem ist eine zentrale Idee daraus in einem modernen Dienstleistungs-Unternehmen nicht mehr angebracht: die Trennung zwischen Denken und Ausführen.
Für operative Prozesse ist diese Trennung im Konkreten zwar vielleicht ungewohnt für einige Beteiligte, aber doch erst einmal nachvollziehbar. Noch schwieriger scheint es allerdings für manche zu sein, wenn es um „strategische“ Entscheidungen geht, insbesondere, wenn  diese bislang zentral getroffen wurden.

Auch wenn ein Unternehmen dazu übergeht, Entscheidungen über das „Wie wird etwas umgesetzt“ in die Teams zu verlagern, so ist beim „Was“ oft noch der Reflex, das in den oberen Ebenen zu lassen. Konkret zeigt sich dies dann beispielsweise in einer Hierarchie von Product Ownern, in der „ganz oben“ die Strategie vorgegeben wird, während „unten“ die Implementierungsdetails ausgearbeitet werden sollen.

Damit entsteht jedoch das gleiche Problem, wie es Dienstleister mit dem klassischen Taylorismus haben: Ich kann nicht da entscheiden, wo ich mit dem Kunden interagiere. Statt dessen wird „oben“ die Strategie festgelegt, eventuell noch von Personen, die vom Tagesgeschäft weit entfernt sind.
Allerdings ist dies ein falsches Verständnis davon, wie in agil agierenden Unternehmen – auch großen – Strategie entstehen sollte: Strategie ist das Ergebnis der Synchronisation von kundennahen Teams; nicht das Arbeitsergebnis einer „höheren Einheit“.

Wohlgemerkt, das heißt nicht, dass es keine gemeinsame Strategie geben sollte; der Entstehungsprozess muss allerdings nicht nur anders gemacht, sondern insbesondere auch anders empfunden werden.
Das heißt auch nicht, dass es keine strategischen Bereiche geben kann – wobei sie in agilen Unternehmen eventuell kleiner sind, als in „klassischen“. Die strategischen Bereiche haben dann 2 zentrale Aufgaben: Sie moderieren die Synchronisation des Entscheidungsprozesses und sie stellen Informationen zur Verfügung – beispielsweise Marktübersichten oder relevante Finanzdaten.