Wo sind die ITler hin? Zu ChatGPT??

„Aus Gründen“(tm) beschäftige ich mich gerade mit dem IT Stellenmarkt… War es vor ein paar Jahren noch ziemlich problemlos möglich, im Bereich IT, Transformation und Agilität offene Stellen zu finden, so ist dies derzeit etwas schwieriger. Und immer wieder liest man von Unternehmen, die große Mengen an Stellen abbauen.

Die aktuelle Welle an Stellenstreichungen im IT-Bereich wird oft mit einem einfachen Argument begründet: Künstliche Intelligenz übernimmt Aufgaben, also braucht es weniger IT-Fachkräfte. Klatr, warum irgendwelche Junior-Entwickler, wenn Chat GPT das doch auch gut kann, das Entwickeln. Klingt logisch – ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn wer mehr IT in einem Unternehmen will, braucht in der Regel auch mehr IT-Expertise, nicht weniger.Von ChatGPT ausgespuckter Code ist oft nicht fehlerfrei und insbesondere nicht automatisch in der IT-Landschaft deployed.

Gleichzeitig ist es jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass viele Unternehmen in den letzten Jahrzehnten massive Overhead-Strukturen aufgebaut haben, die nun auf den Prüfstand kommen.

AI ersetzt IT? Nicht so schnell.

Die Vorstellung, dass AI-gestützte Tools die Entwickler, Systemadministratoren oder Architekten ersetzen, ist verlockend – aber kurzsichtig. Automatisierung kann Prozesse effizienter machen, aber sie schafft auch neue Herausforderungen:

  • Mehr IT bedeutet mehr Komplexität: Systeme müssen integriert, gewartet und angepasst werden. Automatisierung nimmt Routineaufgaben ab, aber jemand muss die Werkzeuge implementieren und weiterentwickeln.
  • AI produziert keinen Wert von selbst: Code, den AI generiert, muss überprüft, getestet und gewartet werden. Und je mehr Unternehmen sich auf generative AI verlassen, desto wichtiger wird die menschliche Expertise, um Fehlentscheidungen oder ineffiziente Lösungen zu vermeiden.
  • Neue Technologien bringen neue Sicherheitsrisiken: Mit der steigenden Automatisierung wächst auch die Angriffsfläche für Cyberangriffe. Unternehmen, die IT automatisieren, müssen gleichzeitig in Sicherheit und Governance investieren. Und wie wohl man sich mit dem Datenschutz fühlt, davon möchte ich gar nicht erst anfangen.

Das eigentliche Problem: Overhead und „Bullshit Jobs“

Trotzdem ist es nicht falsch, dass viele Unternehmen aktuell aufgeblähte Strukturen abbauen. David Graeber beschreibt in seinem Buch Bullshit Jobs, wie viele Organisationen im Laufe der Zeit Stellen schaffen, die wenig bis gar keinen direkten Wert erzeugen – oft im Bereich Management, Controlling oder interner Prozesse.

IT-Teams sind oft von solchen Strukturen betroffen. Je größer ein Unternehmen wird, desto mehr Layer an Projektmanagement, Koordination und Verwaltung entstehen. Plötzlich gibt es mehr Meetings als Codezeilen, und Entwickler verbringen mehr Zeit mit Excel-Reports als mit der eigentlichen Softwareentwicklung. Ich selbst habe in den letzten Jahren sicher mehr Powerpoint-Folien erstellt als „echte“ Architekturen. Dass Unternehmen diese Strukturen nun in Frage stellen, ist nicht falsch, streng genommen sogar zu spät.

Der richtige Fokus: IT als Werttreiber, nicht als Kostenfaktor

Anstatt einfach nur IT-Stellen zu streichen, sollten Unternehmen sich fragen: Wie kann IT zum Wachstum beitragen? Der Fokus sollte nicht auf der Reduktion von IT-Mitarbeitern liegen, sondern auf der Beseitigung von bürokratischen Hürden, die die Arbeit der IT-Teams ineffizient machen.

Effiziente IT bedeutet:

  • Reduktion unnötiger administrativer Aufgaben
  • Klare Fokussierung auf wertstiftende Arbeit
  • Sinnvolle Nutzung von AI als Unterstützung, nicht als Ersatz

IT ist heute das Rückgrat fast aller Geschäftsmodelle. Wer hier vorschnell den Rotstift ansetzt, könnte langfristig eine Schwächung des Unternehmens riskieren – und genau das Gegenteil von dem erreichen, was man eigentlich will: Effizienz.