Der überstrapazierte Plan

Planungsklausuren, Planungsworkshops, strategische Planungen, operative Planungen, Planungsteams, Planzahlen… Man sollte meinen, ein Großteil der Wirtschaft wäre reine Planwirtschaft.

Leider ist das Gegenteil der Fall: Das meiste ist recht planlos.

Das liegt nicht in erster Linie daran, dass die Planenden schlechte Planer sind, sondern daran, dass das, was in einem Unternehmen unter einem Plan verstanden wird, meist gar kein Plan ist. Doch worum handelt es sich dann?

Oft ist das, was in Unternehmen „Plan“ genannt wird entweder eine Wunschvorstellung, oder bestenfalls eine Prognose.

Die Wunschvorstellungen kennt wohl fast jeder: In fast allen Umsatz-Planungen eines Unternehmens handelt es sich um eine aufsteigende Kurve. Das ist typischerweise kein Plan, sondern eine Hoffnung, ein Wunsch, bestenfalls ein Ziel. Aber viel mehr störe ich mich an den anderen „falschen Plänen“, nämlich an denen, bei denen es sich eigentlich um Prognosen handelt.

Ein typisches Beispiel für dieses Phänomen ist eine „Absatzplanung“ (zumindest, wenn wir mal davon ausgehen, dass es sich nicht um einen Wunsch-Plan handelt). Es wird ein verändertes Konsumverhalten eines Kunden nicht geplant, sondern prognostiziert – darauf aufbauend kann dann ein Plan erstellt werden, beispielsweise Ausweitung oder Reduktion der Produktion.

Ein ganz anderes Beispiel als Analogie: Der Wetterbericht ist ganz offensichtlich keine „Planung“, sondern eine Prognose. Auf Grund dieser Prognose kann ich Planungen machen, beispielsweise für den Sommer leichtere Kleidung kaufen. Aber es ist wichtig, Prognose und Plan zu unterscheiden. Ändert sich das Wetter, so wäre der Versuch der „Planeinhaltung“ (kurze Hosen bei Regen, zum Beispiel) ziemlich absurd. Trotzdem ist es genau das, was in Unternehmen oft passiert.

Mein Wunsch: Unterscheidet Prognose und den daraus abgeleiteten Plan! Wenn man eine Prognose auch „Prognose“ nennt, so ist keine falsche Erwartungshaltung daran geknüpft, statt dessen kann man sinnvolle Pläne machen.