Bei „Captain Power and the Soldiers of the Future“ war das mit der Digitalisierung noch ganz einfach: Ab und an kam der Antagonist, ein fliegender Roboter namens Soaron und digitalisierte Menschen, die dann zu Robotern werden sollten. (Okay, ich gebe es zu: Ich bin ein alternder Nerd.) Heute ist das etwas schwieriger – jetzt wollen alle digitalisieren und eigentlich wissen die meisten gar nicht, was sie damit überhaupt meinen.
Digitalisierung ist „Agilität“, „Schnelligkeit“, „Kundenzentrierung“… Ich weiß gar nicht, was ich alles schon an Erklärungen gehört habe, was Digitalisierung sei. Es scheint also in erster Linie zu sein: Ein Buzzword ohne Bedeutung.
Trotzdem wird jedoch versucht, mit dem Begriff ein Phänomen zu beschreiben, das uns und die Wirtschaft sehr betrifft.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist übrigens ziemlich nahe an dem „Captain Power“-Beispiel: Dokumente werden beispielsweise mit einem Scanner digitalisiert, also in ein Dateiformat für den Computer verwandelt. Die „Digitalisierung“, die in der Wirtschaft oft gemeint ist, ist davon meiner Meinung nach gar nicht so weit entfernt, hier geht es um die Abbildung von Geschäftsprozessen und Vertriebswegen in der IT. Sicherlich begann nach dieser Definition die Digitalisierung bereits, als Mainframe-Computer mit COBOL-Programmen die Folianten in manchen Unternehmen ablösten – aber wenn man nur dies unter Digitalisierung verstehen würde, so wären sogar deutsche Amtsstuben schon vorbildlich digitalisiert.
Digitalisierung geht meiner Meinung nach insofern noch weiter, als dass die IT nicht nur unterstützende Funktion in einzelnen Prozessschritten hat, sondern indem der (Geschäfts-)Prozess an sich durch die IT verändert wird. Das mag nach einer etwas haarspalterischen Unterscheidung klingen, ist jedoch ein fundamentaler Unterschied, ob ich einen Computer verwende, um in einer Autowerkstatt die Fehlerbeschreibung eines Kunden zu erfassen, oder ob der Motor selbst per IoT-Technologie einen Wartungstermin ausmacht, zu dem die benötigten Ersatzteile bereits geliefert wurden.
Die Herausforderung besteht daher in der „Digitalisierung“ darin, dass Entwickler nicht mehr nur in der Umsetzung der Geschäftsprozesse zuarbeiten. Früher war es durchaus möglich, dass sich der „Fachbereich“, der die Geschäftsprozesse definierte, der IT nur als Unterstützung bedienen konnte. Durch die Digitalisierung ist dies nicht mehr ausreichend! Der Fachbereich braucht selbst tiefes IT-Wissen, da das Design des Geschäftsprozesses von der IT stark beeinflusst werden muss.
Gerade für große Unternehmen und Konzerne bedeutet dies meiner Meinung nach, dass einige bisherige Trennung von operativen Bereichen und der IT aufgehoben oder zumindest aufgeweicht werden muss; die Rollen von CEO und CIO müssen verschmelzen.