Holokratie – Taylorismus 2.0?

Winslow Taylor gilt als der Erfinder des „Scientific Management“ mit der Idee, die Arbeitsabläufe eines Unternehmens vollständig zu beschreiben und so „perfekte“ Abläufe schaffen zu können. Und er gilt heute beinahe schon als Feindbild der agilen Unternehmen, da seine Ideen als hierarchisch und starr wahrgenommen werden. Und zugegebenermaßen waren seine Ideen Grundlage für eine gewisse Dehumanisierung in der Arbeitswelt. Aber: Das ist meist gar nicht die hauptsächliche Kritik am Taylorismus aus Sicht Agiler Transformationscoaches. Diese merken eher an, dass es in der komplexen Arbeitswelt nicht möglich sei, eine exakte, immer gültige Arbeitsaufteilung vorzugeben. Softwareentwicklung beispielsweise funktioniert nicht „wie am Fließband“.

Dem stimme ich übrigens uneingeschränkt zu.

Um so mehr wundert mich der Zuspruch, den Holokratie oft erfährt. Ich möchte hier nicht Holokratie beschreiben, das ist sicher an anderer Stelle ausführlich genug geschehen, nur meine Kritik oder Verwunderung daran formulieren: Die Idee von Holokratie ist es, dass es ein „Betriebssystem“ ist, das eine Beschreibung „perfekter“ Abläufe hervorbringen kann. Sicher, im Unterschied zum Taylorismus wird diese Beschreibung kollaborativ und nicht vom „allwissenden Management“ erzeugt, aber nichts desto trotz ist das Ziel eine möglichst vollständige (wenn auch veränderliche) Beschreibung der Prozesse.

Für mich klingt daher Holokratie wie ein Taylorismus 2.0.