Risikomanagement — einer der zentralen Prozesse (nicht nur) im Projektmanagement, eigentlich in jedem (nicht nur) wirtschaftlichen Handeln. Eigentlich sollt man daher meinen, dass Risikomanagement sehr verstanden sein sollte. Leider beobachte ich oft, dass das nur eingeschränkt der Fall ist, spätestens, wenn vom Management die Aufforderung kommt, man solle „Risiken aktiv managen“, so stolpere ich mental oft und frage mich, ob hier alle Beteiligten das gleiche Verständnis haben.
Ich möchte hier nicht zu sehr auf das „normale“ Risikomanagement mit Sammeln, bewerten und Überwachen der Risiken eingehen, denn das kann ganz leicht in geduldigen Excel-Listen oder Tools gemacht werden (und an anderer Stelle nachgelesen werden), ohne dass man sich wirklich über die Implikationen und Erwartungen einig wird. Meine These: Wenn „Manager“ sagen, man solle Risiken aktiv Managen, so scheinen sie oft zu meinen „Sorgt dafür, dass die Risiken gar nicht eintreten.“ Der Unterton: Wir sind uns der Risiken bewusst und akzeptieren diese, liebe Mitarbeiter, aber sorgt dafür, dass nichts schief geht.
Mal einen Schritt zurück, wie kann man mit Risiken umgehen? Spontan fallen mir folgende Möglichkeiten ein:
- Risiko akzeptieren
- Risiko mitigieren (also abtreten, bspw. durch eine Versicherung)
- Eintrittswahrscheinlichkeit senken
- Erwarteten Schaden senken
„Risiken aktiv managen“ im Management-Sprech ist also oft Möglichkeit 3, dabei sogar oft ein Extremfall davon, nämlich das Reduzieren der Eintrittswahrscheinlichkeit auf 0. Oft hieße das aber, ein Projekt oder ein Vorhaben gar nicht erst durchzuführen. Andererseits möchte das Management ja, dass die gewinnbringenden Projekte durchgeführt werden, am besten, ohne Zusatzkosten. Das wäre mit Option 1 möglich. Daher der widersprüchliche Wunsch, das Risiko zu akzeptieren und gleichzeitig aktiv managen. In der Realität werden Risiken akzeptiert, wenn der Schaden eintritt will es aber niemand gewesen sein.
Übrigens ist in einem agilen Vorgehen wie Scrum meiner Meinung nach bereits eine ganze Menge Risikomanagement fest eingebaut – vielleicht ist dies sogar der zentrale Vorteil, den Scrum gegenüber einem klassischen Projektvorgehen hat.